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Waldsanatorium

Zeitdokumente

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Geschichte

  • Unmittelbar am Wald lag 100 Meter über der Talsohle in 1630 Meter Höhe über dem Meer das 1911 eröffnete «Waldsanatorium».

 

  • Friedrich Wilhelm Lauritz Heinrich Jessen, Pfarrerssohn aus Westerhever an der schleswig-holsteinischen Westküste, zog 1904 mit seiner Familie nach Davos.

  • Seine Frau war an Tuberkulose erkrankt, Kuraufenthalte in Davos wurden nötig. In der von ihm gekauften «Villa Oberhof», dem «kleinen Waldsanatorium Oberhof», wurden leicht erkrankte Pensionsgäste aufgenommen. Jessen eröffnet eine Privatpraxis über der Apotheke Hausmann in Davos Dorf. Die Zahl der Patienten nahm zu, in der Villa Oberhof wurde es eng. Jessen mietete die sehr renovierungsbedürftige Villa am Stein dazu.

  • Baron Fritz von Gemmingen aus der Nähe von Heilbronn in Deutschland war bereit, Geld für den Kauf eines Grundstücks für ein Privathaus «Villa Hochheim» zu leihen, sodass die beiden Häuser «Villa am Stein» und «Villa Oberhof» als «Villensanatorium Oberhof» ausschliesslich für die internationale Klientel genutzt werden konnte.

 

  • Jessen hatte Erfolg, er dachte an den Bau eines grösseren Sanatoriums. Und wieder half ihm sein Freund von Gemmingen finanziell. Die «Villa Oberhof» wurde abgerissen und an ihrer Stelle wurde am 4. Juli 1911 das «Waldsanatorium Professor Jessen» eröffnet.

 

  • An Weihnachten war es bereits mit 90 Personen gefüllt. Auch bei der Davoser Bevölkerung fand der deutsche Arzt Friedrich Jessen Anerkennung. Als Vorstand im Davoser Kurverein erkannte er die Gefährdung der Landschaft durch den unkontrollierten Bauboom der Vorkriegszeit. Es gelang ihm, im Herzen des Dorfes ein grosses Stück Land für den Kurpark zu retten. Dafür ist ihm Davos noch heute dankbar.

  • Von März bis September 1912 erholte sich Katia Mann im neuen Sanatorium. Im Mai/Juni kam es zum folgenreichen 3wöchigen Besuch ihres Mannes Thomas Mann. Sein berühmter, 1924 erschienener Roman «Der Zauberberg» wurde durch diesen Aufenthalt initiiert.

  • Während des 1. Weltkrieges konnte Jessen bei Ausbleiben der russischen Klientel das Sanatorium mit Patienten aus anderen Ländern füllen. Doch horrende Preissteigerungen frassen die Einkünfte auf. Die Inflation führt zur Verschuldung des Sanatoriums.

  • Ab 1920 gab es einen Neubeginn. Kriegsgeschädigte waren nun die Patienten, Erholungsuchende aus Europa und Amerika stellten sich ein.

 

  • 1927 beschloss Friedrich Jessen aus gesundheitlichen Gründen, das Sanatorium seinem Medizinersohn Harald zu übergeben. Er selbst kehrt mit seiner Familie nach Hamburg zurück. Davos begann unter der Weltwirtschaftskrise zu leiden. Existenzielle Sorgen überschatten Harald Jessens letzten Lebensjahre, 1935 erlag er einer bösartigen Erkrankung. Einen Monat später starb auch Friedrich Jessen im Alter von 70 Jahren. Unvergessen bleibt er dem Leser des Zauberbergs als Hofrat Behrens – obgleich er sich – wie auch der Autor Thomas Mann – dagegen verwehrte, in ihm das Vorbild der Romanfigur zu sehen.

  • 1938 erwarb die Familie von Gemmingen-Hornberg das gesamte Areal.

 

  • Von 1934 bis 1957 führte der Davoser Dr. Joos E. Wolf als Chefarzt das «Waldsanatorium».

 

  • Bis 1957 stand das «Waldsanatorium» Tuberkulosekranken offen. Wegen der neuen und wirksamen medikamentösen Therapien blieben allmählich die Patienten aus. Die Eigner von Gemmingen-Hornberg beschlossen die Umwandlung des Hauses zum Hotel.

 

  • In verschiedenen Bauetappen entstand das «Waldhotel Bellevue». Um sich vom Makel eines Tuberkulose-Sanatoriums möglichst schnell zu befreien, wurde viel historische Substanz vernichtet.

  • Im Jahr 2003 beschlossen der Hoteleigentümer Wolf Eckart von Gemmingen und das Direktionsehepaar Barbara und Michael Thomann, dass sie dem Konzept eines «Licht- und Lufthotels» folgen wollten. Das Architektenteam Pia Schmid und Hans Jörg Ruch - Sieger des Architekturwettbewerbs - wurde mit dem Neu- und Umbau beauftragt. Mit Sensibilität für die historische Bausubstanz wurde der Umbau in zwei Bauetappen bewältigt.

 

  • 2006 wurde das Hotel um ein Stockwerk erhöht. Aus acht alten Zimmern entstanden zwei Junior-Suiten. Zehn spektakuläre Panorama-Doppelzimmer, zwei Spa-Suiten und eine exklusive Thomas-Mann-Suite gehörten zum Angebot der 50 Zimmer. Auf den Balkonen luden historische Davoser Liegen zum Entspannen ein. Der Gast blickte durch die den Originalen nachgebildeten Balkongitter in die Davoser Bergwelt. Vor dem wieder frei gelegten alten Kamin mit schwarzer Marmorabdeckung konnte man sich in nachgebauten Originalsesseln unter Jugendstilleuchten dem Träumen hingeben. Im Speiseaal wurde die ursprüngliche Kassettendecke restauriert.

  • Das neu entstandene «Waldhotel Davos», seit Juli 2021 unter der Leitung von Marietta und Jürg Zürcher, knüpft so nach mehr als 100 Jahren an seine spektakuläre Vergangenheit an.

Heute

  • Heute ist das Gebäude des ehemaligen Waldsanatoriums in Davos erhalten geblieben. Es wurde renoviert und beherbergt jetzt das «Waldhotel Davos», ein modernes Hotel mit luxuriösen Unterkünften. Die Geschichte des Waldsanatoriums in Davos bleibt jedoch als wichtiger Meilenstein in der Behandlung von Tuberkulose und als Teil der literarischen Geschichte durch "Der Zauberberg" von Thomas Mann erhalten.

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